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Monika Piorkowska – liquid democracy
At Galerie Steinek Monika Piorkowska arranges numerous white soaps to an installation that is wavily extending into the room. „liquid democracy“ is embossed at every soap. While washing, the font dissolves bit by bit. As slow, respectively as quick, as the western values are currently fluidizing.

Achievements of the Age of Enlightenment like the freedom of speech and the freedom of the arts recently were trampled under foot. The cancellation of Monika Piorkowska’s exhibition „Time Gates“ at the Polish Institute in Vienna was an affront, that not only has to be understood as an assault on the artist and on contemporary art, furthermore it is attacking our society and its constitutional rights.

How tolerant should we be dealing with it? And how actively are we protecting our hard-won rights? None of the Austrian politicians of the governing parties made a public statement. This implicit solidarity with the aggressor and the silent washing hands in innocence results, if considering the aesthetic argumentation of the artwork, not only in democratic liquefaction, but even in liquidation.

Piorkowska, born in 1977 in Krakow, wants her work to contribute to an understanding of a complex reality and to an awareness of multiperspectival worldviews. She articulates scepticism on the status quo of democracy and discusses post-factual sources of danger and right-wing populist thinking. Her work may not reveal an escape from ingrained conditions without prospects, yet she can give a symbolic voice to the minorities, the poor and the expropriated and thereby possibly build a bridge between different life plans, like she did for the photographic series „Time Gates“. With these large-format light boxes the artist literally brings the light of public perception to the drama of everyday life.

For the show „liquid democracy“ Piorkowska, who lives and works in Vienna since 2003, produces a video, which can be played via youtube: A camera documents how the artist is packaging individual soaps with the label „liquid democracy“, inserting them in an envelope and sending them to different politicians like Jaroslaw Kaczynski. Political enemy images for artists and intellectuals rarely were clearer than today, as right-wing populist parties and their global representatives like Kaczynski, Le Pen, Orban, Strache, Trump (alphabetic order) threaten the world order. They were elected in democratic, neoliberal nations, that are dismantling the social welfare state for decades, where grave injustice is prevailing and where people are disappointed. Now they rebel against the establishment and their political representatives. „Liquid democracy“ asks many questions: Why is the resistance turning right? Where has the organization of left protest gone? When are radical measures finally be taken to change a system that divides the world in two classes? How could it get so far, especially after the experiences of the 1930’s/40’s.

Text: Angela Stief, Curator


Monika Piorkowska – liquid democracy
In der Galerie Steinek arrangiert Monika Piorkowska zahlreiche weiße Seifen zu einer Installation, die wellenförmig in den Raum hineinragt. Jede Seife ist mit „liquid democracy“ bedruckt. Beim Waschen würde sich die Schrift nach und nach auflösen. So langsam, respektive so schnell wie sich momentan die westlichen Werte verflüssigen. Unsere Demokratie ist bedroht!

Errungenschaften der Aufklärung wie die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst wurden unlängst mit Füßen getreten. Die Absage der Ausstellung „Time Gates“ von Monika Piorkowska im Polnischen Institut in Wien war ein Affront, der nicht nur als Angriff auf die Künstlerin und die Gegenwartskunst verstanden werden muss, sondern darüber hinaus unsere Gesellschaft und ihre, in der Verfassung verankerten Grundrechte attackiert.

Wie tolerant sollen wir damit umgehen? Und wie aktiv schützen wir lang erkämpfte Rechte? Keiner der österreichischen Politiker aus den Regierungsparteien hat sich öffentlich zu Wort gemeldet. Diese implizite Solidarisierung mit dem Aggressor und das stumme Waschen der Hände in Unschuld hat nicht nur, wenn man der ästhetischen Argumentation des Kunstwerks folgt, demokratische Liquidisierung, sondern Liquidierung zur Folge.

Piorkowska, 1977 in Krakau geboren, will mit ihrem Werk zum Verständnis einer komplexen Realität und der Bewusstmachung multiperspektivischer Weltansichten beitragen. Sie artikuliert Skepsis am aktuellen Status quo der Demokratie und problematisiert postfaktische Gefahrenherde und rechtspopulistisches Denken. Ihre Kunst kann wahrscheinlich keinen Ausweg aus häufig eingeschliffenen und perspektivlosen Verhältnissen zeigen, doch kann sie wie in der fotografischen Serie „Time Gates“ Minderheiten, Armen und Enteigneten in einer durch die Globalisierung auf den Kopf gestellten Welt eine symbolische Stimme schenken, Aufmerksamkeit herstellen und möglicherweise eine Brücke zwischen unterschiedlichen Lebensentwürfen bauen. In diesen großformatigen Leuchtkästen hebt die Künstlerin sensibel und einfühlsam das Drama des Alltäglichen im buchstäblichen Sinne des Wortes ins Licht der öffentlichen Wahrnehmung.

Für die Schau „liquid democracy“ produziert Piorkowska, die seit 2003 in Wien lebt und arbeitet, zudem ein Video, das über youtube abgerufen werden kann: Eine Kamera dokumentiert, wie die Künstlerin einzelne Seifen mit der Aufschrift „liquid democracy“ verpackt, in ein Kuvert steckt und an unterschiedliche Politiker wie Jaroslaw Kaczynski versendet. Selten sind die politischen Feindbilder für Künstler und Intellektuelle so eindeutig gewesen wie heute, da rechtspopulistische Parteien und ihre globalen Vertreter wie Kaczynski, Le Pen, Orban, Strache, Trump (alphabetische Reihung) die Weltordnung bedrohen. Gewählt wurden sie in demokratischen, neoliberalen Staaten, die seit Jahrzehnten einen massiven Sozialabbau betreiben, in denen große Ungerechtigkeiten herrschen und in denen Menschen enttäuscht sind. Nun rebellieren sie gegen das Establishment und ihre politischen Vertreter. „Liquid democracy“ stellt viele Fragen: Warum geht der Widerstand nach rechts? Wo ist die Organisation des linken Protestes geblieben? Wann werden endlich radikale Maßnahmen zur Veränderung eines Systems getroffen, das die Welt in zwei Klassen teilt? Wie konnte es insbesondere nach den Erfahrungen der 1930er/40er Jahre wieder so weit kommen?

Text: Angela Stief, Curator


PRESSE:
http://derstandard.at/2000057974078/Monika-Piorkowska-Die-Demokratie-beleben
http://www.artmagazine.cc/content98600.html
http://www.parnass.at/aktuelles/monika-piorkowska-galerie-steinek
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kunst/892419_Kunst.html